Wenn eine Katastrophe das Leben zum Stillstand bringt
Catarroja, eine kleine Stadt in der Provinz Valencia mit etwa 29.000 Einwohnern, ist normalerweise ein ruhiger Ort, voller Leben, Parks und spielender Kinder. Eine Stadt mit vier schönen Kirchen, die den Glauben der Gläubigen stärken und jenen Hoffnung schenken, die durch die Caritas unserer Pfarrgemeinde Hilfe suchen. Eine Stadt, die alles bietet, was für ein einfaches, aber erfülltes Leben notwendig ist: Schulen, Geschäfte, Cafés und alle grundlegenden Dienstleistungen.
Doch am Nachmittag des 29. Oktober 2024 änderte sich alles schlagartig. In einem schrecklichen und unvergesslichen Augenblick wurden wir von einer Flutkatastrophe heimgesucht. Es regnete nicht, aber eine gewaltige Welle aus Wasser und Schlamm, fast drei Meter hoch, überrollte unsere Stadt: Häuser, Straßen, Geschäfte und Kirchen wurden überflutet. Die sogenannte Barranco de Poyo (eine Schlucht) trat über die Ufer, und der Alarm kam zu spät, um alle rechtzeitig zu warnen. Manche Menschen konnten nicht mehr gerettet werden.
Die Tragödie ereignete sich unvermittelt. Wie ein Tsunami drang das Wasser in jeden Winkel ein und hinterließ Chaos. Innerhalb weniger Minuten stand unser Leben still. Hilfeschreie waren zu hören, während das Wasser mit erschreckender Geschwindigkeit anstieg und viele Menschen in ihren Wohnungen, Geschäften oder Fahrzeugen gefangen hielt. Sie waren in Lebensgefahr.
Dann wurde es dunkel: Der Strom fiel aus, das Internet brach zusammen, und wir waren von der Außenwelt abgeschnitten. In jener Nacht konnte vermutlich niemand in Catarroja schlafen. Verlassene Autos, die von ihren Besitzern in Panik zurückgelassen wurden, türmten sich aufeinander. Sirenen heulten, Container wurden fortgespült, und der Schlamm riss alles mit sich, was ihm im Weg stand.
Als die Morgendämmerung anbrach, bot sich ein Bild der Verwüstung. Um sieben Uhr morgens machte ich mich auf den Weg zu meiner Pfarrkirche, María Madre de la Iglesia (Maria, Mutter der Kirche). Catarroja war zu einer Geisterstadt geworden. Überall türmten sich kaputte Autos, die Straßen waren knöcheltief mit Schlamm bedeckt, und nichts war mehr wie zuvor. Es war, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Die Kirchenbänke im Inneren der Kirche waren zu Bergen aus Schlamm und Schutt geworden. Unsere Kapelle der ewigen Anbetung existierte nicht mehr. Alles, was wir mit so viel Liebe und Hingabe gepflegt hatten, war zerstört.
Uns steht eine gewaltige Aufgabe bevor: Wir müssen unser Leben, unsere Häuser, Kirchen, Parks, Schulen und Geschäfte von Grund auf neu aufbauen. Dinge, die wir oft für selbstverständlich halten, erlangen plötzlich eine neue Bedeutung, wenn sie nicht mehr da sind.
Unsere Pfarrgemeinde María Madre de la Iglesia ist zu einem Zufluchtsort geworden. Hier verteilen wir dank der Großzügigkeit vieler Menschen Lebensmittel, Kleidung, warmes Essen, Schuhe und Gummistiefel – all das, was wir dringend brauchen, um den Alltag zu bewältigen. Viele Familien stehen vor dem Nichts. Sie haben alles verloren. Deshalb appellieren wir an die Solidarität und Großzügigkeit all derer, die helfen können.
Heute, am 24. November 2024, gibt es noch immer Straßen ohne Strom, Schlamm bedeckt vielerorts den Boden, und zahlreiche Menschen sind obdachlos oder stehen unter Schock. Doch dank der Hilfe von Freiwilligen aus ganz Spanien und anderen Ländern kehrt langsam Hoffnung zurück. Ein Lächeln erhellt wieder unsere Gesichter. Gemeinsam arbeiten wir daran, unsere kleine Stadt wieder aufzubauen.
Etwas so Einfaches wie das Singen der Vögel, das Lächeln der Kinder oder das Aufstellen der Weihnachtskrippe und des Weihnachtsbaumes gibt uns die Kraft, weiterzumachen. Weihnachten steht vor der Tür, und es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Freude und Hoffnung zu teilen – besonders mit denen, die alles verloren haben. Heute ist es Catarroja, doch morgen könnte es jede andere Stadt auf der Welt treffen.
Vielen Dank für Ihre Großzügigkeit und Solidarität.
Frohe Weihnachten!
Pfarrer José Vicente Alberola, Catarroja, Valencia (Spanien)
Name: Kath. Kirchengemeindeverband Neuss-Mitte
IBAN: DE49 3055 0000 0093 3659 30
Verwendungszweck: „Valencia“
Für Spendenbescheinigungen (ab 301,00€) ist die zusätzliche Angabe der Adresse im Verwendungszweck erforderlich.