Liebe Gemeinde, liebe Gäste,
der Oktober ist in der katholischen Tradition der Rosenkranzmonat – und damit auch besonders der Gottesmutter Maria, der Friedenskönigin, geweiht. In diesem Jahr gewinnt dieses Gebet eine neue Tiefe und Dringlichkeit angesichts der erschütternden Ereignisse im Heiligen Land, die uns Tag für Tag aufs Neue bewegen.
Es bleibt zu hoffen, dass die in jüngster Zeit unternommenen politischen und diplomatischen Schritte ein erster, wenn auch zaghafter Anfang sein können – hin zu einem dauerhaften Frieden und zu mehr Gerechtigkeit für alle Menschen in Israel und Palästina. Der Wunsch nach einem Leben in Sicherheit, Freiheit und Würde eint die Menschen auf beiden Seiten – und doch scheinen diese Grundrechte für viele nach wie vor in weiter Ferne.
Papst Leo XIV. hat sich in diesen Tagen eindrücklich zu Wort gemeldet. Er fordert ein sofortiges Ende der Gewalt und verurteilt jede Form von Antisemitismus, Judenhass und religiösem Fanatismus mit klaren Worten. Besonders beeindruckt hat mich sein Aufruf zum inständigen Gebet – ein Aufruf, dem ich mich aus tiefstem Herzen anschließe. Denn wo politische Worte verstummen oder wirkungslos bleiben, dürfen und sollen wir als Kirche beten, hoffen, vertrauen – und handeln, wo es möglich ist.
Gerade im Rosenkranzgebet liegt eine besondere Kraft. Die gleichmäßige, meditative Wiederholung führt in die Stille, öffnet das Herz – und verbindet uns mit dem Leben Jesu und mit Maria, die so viele Wege des Leidens und der Hoffnung gegangen ist. Im Gebet sind wir verbunden mit den Menschen in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland – mit Müttern, Vätern, Kindern, Verwundeten, Trauernden, mit denen, die nach Gerechtigkeit schreien, und mit denen, die einfach nur überleben wollen.
Ich lade Sie deshalb in diesem Monat besonders ein: Beten wir gemeinsam in den Andachten oder allein den Rosenkranz – für Frieden, Versöhnung und Menschlichkeit. Bitten wir darum, dass der Hass nicht das letzte Wort hat. Beten wir für all jene, die sich auch im Kleinen für Verständigung, Dialog und Deeskalation einsetzen – und für die, die mit ihrer Stimme, ihrem Beruf oder ihrem Glauben Verantwortung für den Frieden tragen.
Und vergessen wir dabei nicht: Frieden beginnt immer auch im Kleinen – in unserem eigenen Herzen, in unseren Beziehungen, in unserer Bereitschaft, den anderen zu verstehen, auch wenn wir ihn nicht sofort begreifen. Gebe Gott, dass wir Friedensstifterinnen und Friedensstifter sind, dort, wo wir leben. Und dass unser Gebet übergeht in Haltung, Zuhören und konkrete Schritte der Solidarität.
Im Heiligen Jahr, das Papst Franziskus ausgerufen hat, fahren in der ersten Herbstferienwoche einige Messdiener der Pfarrei St. Quirinus und dem Seelsorgebereich Neuss-West/Korschenbroich und in der zweiten Herbstferienwoche einige Gemeindemitglieder mit Pfarrvikar Sebastian Hannig, Beate Degenhardt und mir nach Rom. Beten wir um erfüllte Tage in der weltkirchlichen Gemeinschaft, im Gebet und in der Gnade Gottes.
Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen
Ihr
Andreas Süß, Pfarrer